Burnout

 

Ein Mensch mißachtet die Befehle

Des bessern Ich, der zarten Seele –

Bis die beschließt, gekränkt zu schwer

Mit dem verkehre ich nicht mehr.

Sie lebt seitdem, verbockt und stumm

Ganz teilnahmslos in ihm herum.

Eugen Roth

 

 

Wer ist gefährdet?

Anfang der 1970er Jahre hat der Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger "einen Zustand erschöpfter physischer und mentaler Ressourcen" als Burnout bezeichnet. Davon betroffen sind jedoch nicht nur Menschen in helfenden Berufen, wie Krankenschwestern, AltenpflegerInnen, ÄrztInnen, SekretärInnen, LehrerInnen. Besonders gefährdend ist eine Doppel- und Dreifachbelastung, die Lebensrealität vieler Frauen. Aber auch Männer erleben häufig in der Mitte des Lebens, wenn alles erreicht scheint und sie mit größten Anstrengungen nicht mehr weiter die Karriereleiter hinaufsteigen können, Energieeinbrüche, Sinnlosigkeitsgefühle, Krankheit. Auch Älterwerden will gelernt sein! Das gilt für Frauen wie für Männer. Hinzu kommt derzeit für fast alle ArbeitnehmerInnen eine allgegenwärtige Angst um den Arbeitsplatz. Auch gesellschaftliche Realitäten tragen also zur Verbreitung dieser schleichenden Erkrankung bei.

 

Alarmzeichen, die ernst zu nehmen sind

Nervosität, innere Unruhe, Reizbarkeit, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Infektabwehrschwäche, Kopfschmerzen, Kreislaufschwankungen, Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, Rückenschmerzen oder Verdauungsstörungen, Ohrenpfeifen bis hin zu Hörsturz und Tinnitus, ständige Überforderungs-gefühle und Niedergeschlagenheit.

Wenn Sie auch nach einem Urlaub von Kleinigkeiten gestreßt sind, wenn sie sich vor Anforderungen fürchten und/oder ihre körperlichen Symptome nicht abgeklungen sind, wenn Sie andere dafür kritisieren, was Sie selber nicht mehr schaffen, dann ist es richtig ernst. Ihre Regenerationsfähigkeit ist erschöpft.

 

Außer Balance: Engagement und Entspannung

Die feine Gradwanderung zwischen Eustress und Distress, in der wir unsere natürlichen Fähigkeiten mit Freude einsetzen und obendrein noch für Spitzenbelastungen Reserven haben, gelingt nicht mehr. Anspannung und Entspannung sind aus der gesunden Balance geraten. Jeder Burnout hat eine lange Vorgeschichte.

Jetzt fühlen Sie sich leer, müde und verbraucht oder erleben sich stark schwankend in Kraft und Energie. Dabei waren Sie mal Feuer und Flamme für Ihre Arbeit, für eine Aufgabe. Kompetent und hoch motiviert haben Sie die Überstunden gerne gemacht und immer mehr gegeben, als nötig war. Sie haben sich unentbehrlich gemacht. Wenn Sie mal einen "schlechten Tag" haben, geben Sie dafür noch mehr Gas. Sie stellen mehr und mehr ihre persönlichen Bedürfnisse zurück. Echtes Ausspannen und Abstand zur Arbeit finden nicht mehr statt. Der Dauerstress durch die Arbeit hat unmerklich Ihre freie und unverplante Zeit gefressen, unter Umständen mit Auswirkung auf Ihre familiären Beziehungen und sozialen Kontakte.

 

Wann ist Erschöpfung normal? Wann nicht?

Fix und fertig sein, nicht mehr können, kennen wir alle, Frauen wie Männer, jung wie alt, auch Kinder sind betroffen. In allen Altersgruppen und Lebensphasen kann das Phänomen auftreten.

"K.o. ist doch Jede mal!" Stimmt. Normal ist das am Ende eines Tages, einer langen Arbeitswoche, vor den Ferien, aber auch in besonderen Situationen, in Umbruchphasen, in denen wir alle an Grenzen gehen müssen. Solche Grenzsituationen können sein…

  • Die Begegnung mit schwerer Krankheit, Tod oder Gewalt in der Familie
  • Bedrohung durch Arbeitslosigkeit, Mobbing am Arbeitsplatz
  • Die Lebensphase der Lebensmitte, wenn die natürlichen Kräfte weniger werden
  • Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit

Und dafür brauchen wir Reserven, denn das Leben ist nun mal kein ruhiger Fluss….

Haben wir unsere Reserven verbraucht und gestehen uns die Erschöpfung nicht ein, droht der Burnout. Die Abwärtsspirale von Gefühlen der Unzulänglichkeit und vielfältigen körperlichen Symptomen kann nachhaltige Schäden an Körper und Psyche hinterlassen.

 

Das Behandlungskonzept der HEILPRAXIS

Erschöpfung ist eine im Alltag und durch das eigene "sich-verhalten" entstehende Erkrankung. Für die Prophylaxe und für eine erfolgreiche und anhaltende Gesundung heißt das, diesen Alltag gemeinsam genau unter die Lupe zu nehmen.

Wie steht es um Ihre Schlafgewohnheiten, um Essen, Trinken und Bewegung, wie lebensfreundlich gestalten Sie Arbeitszeiten und Freizeiten, wie froh und lustvoll sind Ihre familiäre Beziehungen und sozialen Kontakte?

Was wirklich hilft, ist die tägliche Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und dem, was in Familie und Beruf anliegt. Sie müssen für Ihre Gesundheit und psychisches Wohlbefinden den Berufs- und Familienalltag hinterfragen. Auch kleine Veränderungen können viel bewirken. Ein Gesundheitsgeheimnis liegt z.B. darin, mit dem individuellen Tagesrhythmus, mit dem persönlichen Biorhythmus zu leben und nicht dagegen.

Wenn Sie Ihre wesentlichen Bedürfnisse besser erkennen, können Sie auch zur rechten Zeit "nein" sagen.

Das Basisanliegen in der psychotherapeutischen und heilpraktischen Arbeit bei Burnout ist:

Wie komme ich wieder zu Kräften und wie bleibt mir die Freude am Leben erhalten, bei allem, was an Anforderungen von außen, und von der eigenen "inneren AntreiberIn" kommt.

Auf dem Weg zur ursprünglichen Kraft sind oft die natürlichen Begabungen, eine künstlerische oder musikalische Seite, alles was Sie gerne und mit wachsender Begeisterung tun, die sicheren Begleiter heraus aus dem Burnout.

 

In der mampa vom Oktober 2006 erschien zu diesem Thema ein Artikel. pdf, 219KB